Als Single ist das Thema «Urlaub» mitunter etwas heikel. Man steht vor der Wahl: allein reisen oder jemanden finden, der mitkommt. Anfangs traute ich mich nicht alleine zu reisen. Oder besser gesagt, es fühlte sich falsch an, schon fast etwas verzweifelt. Daher bin ich zum Teil mit Freundinnen in die Ferien gereist.

Nur waren unsere Urlaube oft nicht sehr entspannt. Wir hatten einfach unterschiedliche Vorstellungen von einem Urlaub, so dass es immer wieder zu Streitereien kam. Also entschied ich mich vor sieben Jahren zum ersten Mal allein zu reisen. Seitdem mache ich das fast immer so.

In den letzten Jahren hat es sich ergeben, dass in meinem Freundeskreis sehr viele Frauen sind, die allein durch die Welt reisen. Ob Mexiko, Kanada, USA, Osterinseln, Hawaii oder Thailand – wir waren schon in diversen Ländern allein als Frau unterwegs. Eine Kollegin war sogar allein im Iran.

Das lustige ist jedoch, dass viele Menschen, das irgendwie nicht nachvollziehen können. Wenn man im Büro sagt, man fahre in den Urlaub, erhält man Kommentare wie: «Ich wünsche «Euch» viel Spass!» Automatisch wird angenommen, dass es da noch einen Partner oder eine andere Person gibt, die mitreist. Allein reisen scheint noch immer nicht ganz selbstverständlich zu sein.

Mich selbst zieht es natürlich vor allem nach Großbritannien, obwohl ich mindestens einmal im Jahr auch woanders hinreise. Man braucht ja auch etwas Abwechslung. An Großbritannien faszinieren mich vor allem die einzigarte Landschaft und die Nettigkeit der Engländer. Man kommt einfach sehr schnell mit den Menschen ins Gespräch und sie sind sehr hilfsbereit. Hier meine Tipps für alle, die allein vereisen möchten:

1. Meide die Hochsaison und Tourismus-Hochburgen

Ich habe kein Problem damit allein zu sein. Womit ich mir aber schwer tue, ist allein unter vielen Menschen zu sein. Besonders ist mir das aufgefallen, wenn ich im Sommer allein auf Teneriffa oder Fuerteventura meine Ferien verbrachte. Hier ist mir die Decke so auf den Kopf gefallen, dass ich bei beiden Reisen froh war, endlich wieder nach Hause reisen zu können. Ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen. Ich passte einfach nicht rein.

Kaum hatte ich beim Frühstück einen Tisch ergattert und mich beim Buffet angestellt, wurde mein Tisch auch schon wieder an ein Pärchen oder eine Familie vergeben. Ich kam zurück an einen besetzten Tisch und durfte mir einen neuen Platz suchen.

Im noch leeren Restaurant setzte ich mich an einen Vierertisch, weil es keinen kleineren Tische gab. Keine zwei Minuten später, baute der Kellner einen Teil des Tisches ab und woanders wieder auf. Ich kann verstehen, dass Hotels und Restaurants wirtschaftlich denken müssen, bei mir hinterließen solche Begebenheiten jedoch einen bitteren Beigeschmack.

Stattdessen reise ich nun seit vielen Jahren in der Nebensaison. Das hat den Vorteil, dass die Hotels oft noch halb leer sind und das Personal deutlich entspannter ist. Zudem suche ich mir eher kleinere oder mittelgroße Hotels für meine Strandferien aus. Zusammen ergibt dies eine viel persönlichere und gemütlichere Atmosphäre. Man kommt einfacher mit anderen Gästen ins Gespräch, verabredet sich auch mal auf einen gemeinsamen Ausflug und fühlt sich so gleich viel wohler.

Für Städtereisen ist mir die Größe des Hotels weniger wichtig. Da bin ich ja sowieso den ganzen Tag unterwegs.

2. Schließe dich Ausflügen oder Touren an

Gerade auf Reisen in ferne Länder möchte ich so viel wie möglich von dem Land sehen. Daher suche ich mir meist ein schönes Hotel und unternehme von dort aus geführte Tagesausflüge. Das hat den Vorteil, dass man eine gute Abwechslung zwischen Pool-Tagen und Sightseeing oder Abenteuer hat. Zudem lernt man auf den Touren jeweils neue Leute kennen und hat dadurch nette Konversationen.

Eine gute Freundin von mir verbringt ihre Urlaube sogar größtenteils auf Touren. Ob Insel-Hopping auf Hawaii oder eine Rundreise durch Mexiko: Die Touren bieten Sicherheit, erfahrene Guides mit viel Knowhow über das Land und nette Bekanntschaften in der Reisegruppe. Im Anschluss der Tour kann man dann immer noch ein paar Strandtage in einem schicken Hotel einlegen.

3. Unternimm Städtereisen

Ich persönlich liebe Städtereisen, weil es mir dabei nie langweilig wird. Auf Städtereisen kann ich meine Tage mit Sightseeing, Kultur, Shopping und tollem Essen verbringen. Tagsüber schlendere ich durch die Innenstadt, schaue mir die wichtigsten Highlights an, statte dem ein oder anderen Museum einen Besuch ab und gönne mir zwischendurch spontan einen Happen zu Essen oder einen Cappuccino in einem Café. Währenddessen kundschafte ich man schon mal die besten Shops aus.

Auch abends ist jede Menge geboten. Und das Beste: In großen Städten wie London oder Paris ist es völlig normal, wenn Personen allein Restaurants aufsuchen. Zudem gibt es eine riesige Auswahl an Restaurants, so dass man jeden Tag kulinarisch etwas anderes ausprobieren kann. Und auch wenn man allein ein Theater- oder Musical besucht, schaut einen keiner schräg an. Da ich früher im Reisesektor gearbeitet habe, habe ich zudem Freunde in verschiedenen Großstädten, die ich auf meinen Reisen auch gerne mal zu einem Kaffee oder Abendessen treffe.

4. Versuche mal einen Roadtrip

Auf meiner Rundreise mit dem Auto durch Südengland im letzten Jahr, habe ich täglich nette Menschen getroffen, mit denen ich mich unterhalten konnte. Dasselbe Erlebnis hatte ich bei meiner Rundreise mit dem Wohnmobil durch Schottland. Zudem erlebt man bei einem Roadtrip jeden Tag etwas Neues, so dass nie Langweile aufkommt.

Meine Tour durch Südengland führte mich beispielsweise von London über Bournemouth, die Isle of Wight, Devon, Cornwall, Dartmoor, Bath und Winsor zurück nach London. Zwischendurch hatte ich mir in Süd-Devon für eine Woche noch ein Ferienhaust direkt am Meer gebucht, wo ich etwas relaxen konnte. Neben Städtereisen sind Roadtrips inzwischen meine liebste Art zu reisen.

Solltest du noch etwas Hemmungen vor der Organisation eines Roadtrips haben, kannst du dir auch Unterstützung holen. Für Großbritannien kannst du deine Autorundreise beispielsweise von A-Z von einem Reisebüro planen lassen. So musst du nur noch ins Flugzeug sowie den gebuchten Mietwagen vor Ort steigen und schon kann die Reise losgehen.

5. Plane deine Reise von A bis Z

Ich bin ja eigentlich kein Mensch, der gerne und gut plant. Es hat jedoch seine Vorteile, gerade bei Fern- oder Rundreisen. Zumindest für die ersten Tage sollte man schon mal die Hotels und die Route gebucht haben, damit vor Ort kein Stress aufkommt. Hier noch einige weitere Tipps für deine Planung:

  • Informationen über das Reiseziel einholen: Dabei geht nicht nur darum, die sich über die besten Sehenswürdigkeiten zu informieren. Auch Informationen zu Währung, Wetter, kulturellen Besonderheiten, Kriminalität, medizinischer Versorgung und der politischen Lage können wichtig sein. Braucht es vielleicht sogar ein Visum oder bestimmte Impfungen, um das Land zu bereisen?
  • Insider-Tipps abholen: Was sind die besten Sehenswürdigkeiten in deinem Reiseziel, die besten Stopps auf deiner Rundreise oder hippesten Restaurants? Das geht am besten mit einer Online-Recherche.
  • Lage der Unterkunft: Neben Eigenschaften wie Ausstattung und Nähe zum Zentrum oder Strand, solltest du dich auch etwas über die Umgebung informieren. Ist diese auch abends sicher? Hier helfen meist die Kommentare auf Bewertungsportalen.

6. Nutze Packlisten

Ich muss meinen Koffer oft mehrfach packen, weil er am Anfang grundsätzlich zu voll ist. Und obwohl ich jede Menge eingepackt habe, fehlt mir dann doch immer mal wieder etwas Wichtiges.

Ich hatte schon das Nachthemd, die Zahnbürste und zigmal den Stromadapter vergessen. Aus diesem Grund habe ich eine Packliste erstellt, an der ich mich orientieren kann. Diese ist nach Reisearten (z.B. Badeurlaub oder Städtereise) und Kategorien wie Kleidung, Hygieneartikel, technisches Equipment und Dokumente gegliedert.

Tipp: Als Frau ist es hilfreich immer ein Tuch dabei zu haben, dass man sich beim Besuch einer Kirche oder eines Tempels um die Schultern oder Beine wickeln kann. Zudem hilft es an kalten oder windigen Tagen als Schutz.

Tipp: Mach dir vor der Abreise Kopien von den wichtigsten Dokumenten und Unterlagen (kann auch digital sein) und nimm diese auf deine Reise mit. Sollte dir beispielsweise dein Reisepass abhandenkommen, hast du noch eine Kopie dabei. Ich habe beispielsweise in London mal meinen Ausweis im Pub verloren und hatte zu dem Zeitpunkt auch keinen Reisepass. In der deutschen Botschaft stellte man mir dann einen vorläufigen Ausweis aus, damit ich zurückreisen konnte.

Packliste England

Nach unzähligen Reisen nach England, bin ich inzwischen Expertin darin, meine Koffer zu packen. Damit du nichts vergisst, habe ich eine Packliste zusammengestellt.

7. Reise am Tag an

Gerade in fernen Ländern oder neuen Reisezielen empfehle ich, am Tag anzureisen. Ich bin zwar auch schon nachts in Thailand gelandet, aber wirklich wohl habe ich mich beim Transfer zum Hotel nicht gefühlt. Über eine Stunde lang saß ich mit völlig fremden Personen im Auto, die mich nachts durch thailändische Dörfer fuhren. In den meisten europäischen Großstädten ist man zumindest in den Zentren abends recht sicher, aber man muss je kein unnötiges Risiko eingehen.

Während meines Studiums in Rom wurde ich z.B. auf dem Weg nach Hause nur wenige Meter vom Studentenwohnheim überfallen. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es in den römischen Vororten abends nicht sicher ist. Aber man überschätzt sich dann doch schnell mal. Glücklicherweise ist nichts passiert, da sie nur mein Geld wollten und selbst das nicht bekommen haben. Inzwischen habe ich hier viel mehr Erfahrung und weiß, welche Gegenden ich abends lieber meiden sollte.

Tipp: Wenn sich die Anreise in der Nacht nicht vermeiden lässt, lohnt es sich, vorab einen Transfer zur Unterkunft zu buchen. Falls du doch einen Fußweg zurücklegen musst und dich nicht wohl fühlst, kannst du einen Fake Call mit einem imaginären Gesprächspartner tätigen und auf Englisch oder in der Landessprache behaupten, dass du gleich da bist. Meide zudem unbelebte Gebiete sowie dunkle Gassen. Und strahle Selbstbewusstsein aus, indem du gezielt in eine Richtung läufst.

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Carina Herrmann brach nach einer langen Weltreise und dem gescheiterten Versuch sich zu reintegrieren wieder aus dem Alltag aus. Sie verkaufte ihren Besitz, kündigte Job und Wohnung und bereist seitdem die Welt. Ihre Mission ist es, allen Frauen zu beweisen: Wenn sie alleine reisen kann, kann es jede andere auch!

8. Achte auf deine Wertgegenstände

Gerade in Ländern, in denen es hin und wieder zu Diebstählen kommt, solltest du auf Wertgegenstände verzichten. Lass den teuren Schmuck und die Designer-Sonnenbrille lieber im Safe des Hotels oder zu Hause liegen und nimm nur das Nötigste mit. Verstaue deinen Geldbeutel zudem so, dass man nicht so leicht an ihn herankommt. England ist eigentlich sehr sicher, aber in ärmeren Gegenden wie Südlondon oder einigen Städten in Nordengland würde ich dennoch nicht mit teuren Accessoires protzen.

9. Sei offen für Neues

Gerade, wenn man als Frau allein reist, kann man viel über sich erfahren. Nutze die Gelegenheit, über deinen eigenen Schatten zu springen und mal etwas Neues auszuprobieren. Sei es kulinarisch, sportlich oder bei einem Ausflug. Du wirst sehen, man erlebt die Dinge ganz anders, als wenn man mit Freunden oder dem Partner verreist.

Was ich besonders an Reisen nach England liebe, ist, wie einfach man mit Leuten ins Gespräch kommt. Als ich zuletzt im National Forest in einem Café saß und mir Scones & Cream Tee gönnte, wurde ich sogleich wegen meiner Kamera angesprochen und es ergab sich eine nette Diskussion über die schönsten Gegenden in Großbritannien. Solche Begebenheiten habe ich öfters und ich finde es extrem spannend, mit anderen Personen in Kontakt zu kommen und einen Einblick in ihr Leben zu erhalten.

10. Mach dir keinen Druck

Auf Reisen ist es oft so, dass die Erwartungshaltung riesig ist. Erwarte also nicht, dass sich deine Reise wie in dem Buch bzw. Film Eat, Pray Love* abspielt. Gehe stattdessen mit realistischen Erwartungen an deine Reise heran und freue dich darauf, etwas Neues zu erleben.

Und wenn du mal keine Lust auf Sightseeing oder Ausflüge hast, ist das auch in Ordnung. Niemand zieht dich zur Rechenschaft, weil du mal einen Faulenzertag einlegst. Ich hatte auch schon Tage, wo ich einfach keine Lust hatte und lieber nachmittags im Hotelbett ein Nickerchen gemacht habe. Wenn du dich mal einsam fühlst, denke daran, es gibt unzählige Menschen, die auch allein reisen oder allein an einen neuen Ort ziehen. Du wächst daran!

11. Mach das, auf das du Lust hast

Als Frau allein zu verreisen hat den großen Vorteil, dass du entscheidest und niemand anderes! Also nutze die Gelegenheit und mache all das, auf das du Lust hast! Du möchtest dich schick anziehen und in ein Konzert gehen, dann mach das! Oder wolltest du schon immer mal Surfen lernen, dann hast du jetzt die Gelegenheit dazu. Aber auch, wenn du einfach am Pool chillen und dir danach eine Massage gönnen möchtest, ist das ok. Denn du entscheidest!

Du siehst, wenn du ein paar Punkte beachtest, ist es ganz einfach als Frau allein zu verreisen. Und was ist die Alternative? Allein zu Hause zu verbringen sicher nicht. Mit einer Portion Mut und einer gewissen Offenheit schaffen das alle Alleinreisenden. Oft macht man sich viel zu viele Gedanken und am Ende hat sich von den Befürchtungen nichts bewahrheitet. Stattdessen hatte man eine tolle Reise, mit vielen spannenden Erlebnissen und neuen Bekanntschaften.

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