Auf der ganzen Welt sind die Briten für ihre Teekultur bekannt – und natürlich für ihre Tradition der «Tea Time». Nichts scheint britischer als ein Tässchen Cream Tea und dazu Scones oder Lachs- und Gurkensandwiches.

Traditionell ist die Tea Time zwischen 16 und 17 Uhr, aber inzwischen gibt es die verschiedensten Teetraditionen – vom «Early Morning Tea» bis zum «High Tea». Am bekanntesten und meisten verbreitet ist dabei der «Afternoon Tea».

Dass Großbritannien weltweit für seine Teekultur bekannt ist, ist schon etwas erstaunlich. Wird in England, Wales und Schottland doch gar kein Tee angebaut. Seinen Ursprung hat die britische Teekultur im 17. Jahrhundert als Großbritannien Tee aus Indien importierte. Dieser war so teuer, dass er nur wohlbetuchten Briten vorbehalten war.

Dennoch hat sich das Bild verankert, dass Briten um Punkt 17 Uhr niedersitzen, ein Tässchen Tee trinken und dabei Stricken oder die Zeitung lesen. Dieses Bild wird von den Briten auch weiterhin gepflegt und als Teil der Marke «Great Britain» hervorragend vermarktet.

Die Geschichte der britischen Teekultur

Wer «Asterix bei den Briten» geschaut hat, könnte meinen, dass man schon zu Zeiten der Römer in Britannien Tee getrunken hat. Soweit zurück reicht die Geschichte der britischen Teekultur dann aber doch nicht. Die Anfänge nahm diese erst 1662 als die Portugiesin Katharina von Braganza, die Ehefrau von König Charles II., den Tee an den englischen Hof brachte.

Der «Afternoon Tea» wurde dann wohl erst 200 Jahre später erfunden – und zwar von einer Hofdame von Queen Victoria, der Duchess of Bedford. Der Erzählung nach verspürte diese nachtmittags oft Hunger und ließ sich dementsprechend gegen 16 Uhr Tee, Brot und Butter im Salon servieren. Mit der Zeit lud sie dazu auch Freunde ein und servierte zusätzlich kleine Kuchen und Sandwiches.

Die britische «Tea Time» war geboren und verbreitete sich schnell im ganzen Königreich. Heute ist Großbritannien auf der ganzen Welt dafür bekannt.

Die verschiedenen Teetraditionen

Tea Time ist nicht gleich Tea Time – hier gibt es einige Unterschiede, je nach Zeitpunkt der Einnahme oder den servierten Köstlichkeiten. Wird der Tee eher am Morgen oder am Nachmittag getrunken? Und gibt es nur Scones und Tee oder werden darüber hinaus auch Küchlein und Sandwiches oder gar Champagne serviert? Im Folgenden findest du eine Übersicht, der verschiedenen britischen Teetraditionen.

Early Morning & Breakfast Tea

Viele Britten trinken ihre erste Tasse Tee am Morgen (Early Morning Tea) bereits vor dem Frühstück, zum Teil sogar noch im Bett. Zum Frühstück gibt es dann den Breakfast Tea. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen Schwarztees, die beim Wachwerden helfen soll.

Cream Tea

Diese Tradition stammt ursprünglich aus Südengland und ist hier auch heute noch am weitesten verbreitet. Inzwischen hat sich der Cream Tea aber in ganz Großbritannien verbreitet. Zum Tee werden Scones mit Clotted Cream und Erbeerkonfitüre gereicht. Ich liebe Cream Tea! Das Rezept für die Scones und Clotted Cream findet Ihr hier.

Scones and Cream Tea

Builder’s Tea

Dieser Tee wird traditionell von Bauarbeitern während der Arbeitspause getrunken. Es handelt sich dabei um einen stark gebrühten Beuteltee mit viel Milch und Zucker.

Afternoon Tea

Der Nachmittagstee ist auch bekannt als «Five-o-Clock-Tea» oder «Low Tea» und die wohl klassischste Form der Tea Time. Serviert wird er zwischen 15 und 17 Uhr im Salon.

Zusätzlich zum Cream Tea mit Scones, Erdbeerkonfitüre und Clotted Cream umfasst das Speiseangebot auch Savouries (kleine Sandwiches mit Lachs, Schinken, Ei oder Gurken und andere kleine Häppchen). In Restaurants wird der «Afternoon Tea» meist auf einer Etagere* serviert.

Werden zum Nachmittagstee nur einfache Scones gereicht, aber keine Sandwiches oder Konfitüre, nennen die Engländer dies «Light Tea».

Tea Time: Afternoon Tea

High Tea

Hierbei handelt es sich um eine reichhaltige Mahlzeit, die zwischen 17 und 19 Uhr serviert wird und eine Mischung aus «Afternoon Tea» und Abendessen darstellt. Statt im Salon wie der «Afternoon Tea» wird der «High Tea» im Esszimmer eingenommen – also am grossen Tisch (high table).

Zum Tee werden kalter Braten, Huhn, Salate, Gemüse, Kuchen und Früchte serviert. Der «High Tea» ist besonderen Anlässen vorenthalten und wird meist gemeinsam mit Gästen eingenommen. Er ist nicht mit dem normalen Abendessen zu vergleichen, selbst wenn dazu Tee getrunken wird.

Reception Tea

Wie der Name schon sagt, handelt es sich beim «Reception Tea» um einen Empfang. Genauer gesagt um einen Stehempfang, bei dem statt Sekt Tee gereicht wird. Dazu gibt es meist Sandwiches.

Royal Tea

Jetzt wird es fancy! Der Royal Tea ist ein «Afternoon Tea», bei dem zusätzlich ein Gläschen Sekt oder Champagner serviert wird. Den Royal Tea gönnen sich Engländer heute vor allem, wenn sie sich am Wochenende mit Freunden zur Tea Time treffen.

Ich selbst hatte einen sehr schönen «Royal Tea» bei der Besichtigung der Royal Yacht Britannia (siehe Foto) in Edinburgh. Nicht nur das Essen und der Tee waren ausgezeichnet, sondern auch die Sicht vom Café der royalen Yacht auf die Bucht von Edinburgh.

Royal Yacht Britannia Tea Time

Der richtige Tee zur Tea Time

Und was ist nun der richtige Tee zur «Tea Time»? Ganz klar: ein kräftiger Schwarztee (z.B. Earl Grey, Assam, Ceylon oder Darjeeling). Dieser wird in eine Kanne gegeben und mit kochendem Wasser übergossen. Anders als bei uns gibt es für den Tee keine festgelegte Zeit, wie lange er ziehen muss. Er bleibt einfach in der Kanne. Das sorgt dafür, dass der Tee mit der Zeit immer stärker wird.

Vielleicht fragst du dich auch, was eigentlich der Unterschied bei den verschiedenen Schwarztees ist. Hier eine Übersicht, damit du den richtigen für dich findest.

Typische Teesorten:

  • Darjeeling: leichter nordindischer Tee
  • Ceylon Tee: stärkerer indischer Tee
  • Assam: sehr starker und würziger indischer Tee
  • Earl Grey: kräftige Mischung aus verschiedenen Schwarztees, zusätzlich mit Bergamotte aromatisiert
  • Lady Grey – Earl Grey mit Orange oder Zitrone aromatisiert

Bei den Teemarken müssen es nicht die teuersten sein. Die meisten Briten kaufen ihren Schwarztee ganz normal im Supermarkt. Beliebte Marken sind zum Beispiel PG, Tetley, Taylors of Harrogate (Yorkshire Tea), Twinings und Typhoo. Ich mag auch Whittard sehr gerne, den es jedoch nur in Fachgeschäften gibt. Natürlich geht es aber auch deutlich teurer und exklusiver. 

Und dann wäre da noch ein weiterer großer Unterschied zu unserem Teekonsum: die Briten geben Milch in ihren Schwarztee! Wie dies am besten gemacht wird, ist aber umstritten.

Es gibt es zwei Lager: die Mifs und die Tifs. Die Mifs geben zuerst die Milch in den Tee («milk in first»), während die Tifs erst den Tee in die Tasse giessen («tea in first»). Queen Elisabeth II. gehört übrigens den Mifs an. Ich persönlich zähle mich ganz klar zur Fraktion der Tifs. Erst wenn der Tee schön durchgezogen ist, kommt die Milch dazu. Sonst stimmt die Konsistenz einfach nicht.

Wir Ihr Euren Tee am liebsten trinkt ist natürlich Euch überlassen. Probiert einfach aus, was Euch am besten schmeckt. Neben der Milch könnt Ihr auch noch Zitrone und Zucker zum Tee dazu geben. Ganz nach Eurem individuellen Geschmack!

Was wird zur Tea Time gegessen?

Der Afternoon Tea (siehe oben) besteht aus zwei Teilen: als erstes gibt es Schwarztee mit Scones, Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre, also den klassischen Cream Tea. Danach werden Savouries gereicht. Hier ist die Auswahl riesig. In der Regel sind dies kleine Sandwich. Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten, von Muffins bis hin zu Shortbread. Hier eine Übersicht.

  • Scones mit Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre
  • Kleine Sandwiches mit Lachs, Schinken, Ei oder Gurke
  • Muffins
  • Shortbread
  • Cupcakes
  • Teekuchen (Rührkuchen mit Rosinen)
  • Teebrot (Hefebrot meist mit Früchten)
  • Crumles (zum Beispiel Apple Crumble)
  • Toffee und Fudge

Weitere Informationen und Rezepte

Möchtest du noch mehr über den Afternoon Tea erfahren oder sogar das ein oder andere Rezept ausprobieren? Dann habe ich drei Buchvorschläge für dich. Im The Official Downton Abbey Afternoon Tea Cookbook* findest du viele Rezepte für Drinks, Häppchen usw. Zudem gibt das Buch einen detaillierten Überblick über die Tradition des Afternoon Tea. Untermalt wird das Ganze mit Bildern und Aussagen aus der berühmten Serie Downtown Abbey.

Ein absolutes Highlight für Tee-Kenner ist zudem das Buch Victoria the Art of Tea: Recipes and Rituals*. Neben Rezepten findest du hier auch viel Inspiration und zahlreiche Tipps wie du eine Afternoon Party organisieren kannst – von Anfang bis Ende. Darunter sind auch viele Tipps zur passenden Dekoration.

Die meisten gute Büchter zum Thema Afternoon Tea sind auf Englisch. Es gibt aber auch ein sehr gutes Buch auf Deutsch: Tea Time mit Jane Austen: Rezepte und Zitate*. Dieses Buch verbindet die besten Rezepte für eine genussreiche Tea Time – von Scones über feine Törtchen bis hin zu den typischen Sandwiches. Unterstrichen werden die Rezepte durch die schönsten Zitate aus Jane Austens Romanen und viele nostalgische Abbildungen.

Bist du auch ein Fan der englischen Tea Time? Was magst du daran besonders? Hinterlasse doch einen Kommentar mit deiner Meinung,

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