Ob «Stolz und Vorurteil» oder «Emma» – die Werke der britischen Schriftstellerin Jane Austen sind wohl den meisten ein Begriff. Sei es, weil wir eines ihrer Bücher gelesen oder eine der vielen Verfilmungen gesehen haben. Bereits zu ihren Lebzeiten war Jane Austen eine bekannte Autorin und auch heute noch erfreuen sich ihre Romane weltweit großer Beliebtheit. Sie zählen zu den Klassikern der englischen Literatur.

Ihre Kindheit in Hampshire

Jane Austen wurde 1775 in eine gutsituierte und gebildete Pfarrhausfamilie in Steventon, Hampshire, hineingeboren. Sie war das siebte von insgesamt acht Kindern und hatte sechs Brüder und eine ältere Schwester. Zwei Ihrer Brüder, Francis William und Charles John, dienten in der Royal Navy und schafften es jeweils bis zum Rang eines Admirals.

Wie ihre Geschwister erhielt auch Jane eine umfassende Ausbildung. Als ihr Vater ihr Interesse an Literatur erkannte, förderte er sie. Unter anderem erhielt sie Zugang zu seiner Bibliothek, wo sie mit namhaften Werken der damaligen Zeit in Berührung kam. Schon im Alter von 12 Jahren startete sie ihre ersten literarischen Gehversuche.

Jane Austen als Erwachsene

1801 zog Jane Austen mit ihren Eltern und ihrer Schwester älteren Cassandra nach Bath. Über diese Zeit ist nur wenig bekannt und auch literarisch arbeitete sie während ihres Aufenthalts in Bath wohl wenig. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1805 zogen Jane, ihre Schwester und ihre Mutter zu ihrem Bruder Francis und seiner Frau nach Southampton.

1809 stellte ihnen ihr Bruder Edward ein kleines Landhaus in Chawton zur Verfügung. Dort lebte sie gemeinsam mit ihrer Schwester, ihrer Mutter und ihrer Freundin Martha Lloyd bis zu ihrem Tod. Chawton erwies sich als literarische Inspiration für Jane Austen. Hier schrieb und veröffentlichte sie all ihre Romane. Heute ist das Landhaus ein Museum und kann besichtigt werden.

Früher Tod in Winchester

Im Alter von 40 Jahren erkrankte Jane Austen schwer. Heute nimmt man an, dass sie an einer Nebennierenrindeninsuffizient litt. 1817 ließ sie sich daher in Winchester nieder, um ihren Ärzten näher zu sein. Dort verstarb sie am 18. Juli 1817 im Alter von 41 Jahren und wurde einige Tage später in der Kathedrale von Winchester beigesetzt. Der Text auf der Grabplatte lobte ihre geistigen Fähigkeiten. Dass sie Schriftstellerin war, wurde nicht erwähnt. Ihre Familie unterschätzte wohl ihren späteren Ruhm.

Jane Austen die Romantikerin?

Wer Jane Austen für eine Romantikerin hält, liegt falsch. Sie gilt als Erfinderin der realistischen Romane. Statt tragische und unrealistische Liebesgeschichten, erwarten die Leser in ihren Romanen realistische Geschichten der damaligen Zeit. Entsprechend geht sie auch auf die Vermögenswerte ihrer Protagonisten ein und schildert sehr penibel, welche finanziellen Folgen die Eheschliessungen für jene haben.

Auch privat war Jane Austen ganz Realistin. Weder sie noch ihre Schwester haben jemals geheiratet. Als verheiratete Frau hätte Jane Austen nicht in dem Maße wie sie es tat, ihrer schriftstellerischen Arbeit nachgehen können. Zudem hatte sie Angst davor, Kinder zu bekommen. Bei der hohen Sterblichkeitsrate im Kinderbett zu jener Zeit keine unbegründete Angst.

Mindestens einmal in ihrem Leben war Jane Austen jedoch verliebt. Das geht aus ihren Briefen hervor. 1802 erhielt sie zudem einen Heiratsantrag des sechs Jahre jüngeren Harrison Bigg Wither, den sie jedoch ablehnte. Anscheinend war er ihr zwar vermögend genug, sie aber nicht verliebt genug.

Jane Austen Bücher

Bereits mit 12 Jahren unternahm Jane Austen ihre ersten literarischen Gehversuche. Zwischen 1787 und 1799 verfasste sie drei Bände mit kurzen Prosastücken, Kurzromanen, Theaterstücken und Fragmenten. Inhaltlich setzte sie sich dabei satirisch mit den damaligen gesellschaftlichen Konventionen der «Gentry» (niederer Adel und höhere bürgerliche Schicht) auseinander.

Ihre Romane, die sich noch heute einer millionenfachen Leserschaft erfreuen, schrieb und veröffentlichte sie, als sie in Chawton in Hampshire lebte. Erste Fragmente hatte sie jedoch bereits als Jugendliche verfasst. Besonders ihr Roman «Emma» wird heute von der Kritik als formal perfekt gelobt.

Bereits zu ihren Lebzeiten wurden ihre Werke gut aufgenommen. Einige ihrer Werke wurden sogar ins Deutsche und Französische übersetzt. Seitdem hat ihre Anerkennung weiter zugenommen. Heute gilt Jane Austen als eine der größten englischsprachigen Autorinnen.

Romane von Jane Austen in chronologischer Reihenfolge:

Verstand und Gefühl (1811)
Zwei grundverschiedene Schwestern, die rationale Elinor und die impulsive Marianne bereiten Mutter Dashwood erhebliche Sorgen. Nach dem Tod des Vaters sind sie alles andere als eine gute Partie, aber unverhofft mangelt es weder an Bewerbern noch an überraschenden Turbulenzen.
Stolz und Vorurteil (1813)
Mr. Bennet aus dem Hause Longbourn hat fünf Töchter, aber sein Besitz kann nur an einen männlichen Erben weitergegeben werden. So ist es zwingend notwendig, dass zumindest eines der Mädchen erfolgreich verheiratet wird, um die anderen zu unterstützen, was aber kein leichtes Unterfangen ist.
Mansfield Park (1814)
Ein frischer Wind weht durch den Herrensitz Mansfield Park seit die arme Fanny dort eingezogen ist. Durch ihren offensichtlichen Mangel an „feiner Bildung“ ist sie immer wieder dem Spott ihrer Cousinen ausgesetzt. Doch dank ihrer Charakterstärke ist sie diesen schon bald ebenbürtig, was auch ihrem Cousin Edmund Bertram nicht verborgen bleibt.
Emma (1816)
Emma Woodhouse führt ein behütetes Leben im Haus ihres Vaters. Auch wenn sie selbst nie heiraten möchte, fühlt sie sich dazu berufen, alleinstehende Menschen in Ihrem Umfeld miteinander zu verkuppeln. Ihre Begabung ist jedoch eher zweifelhaften Gemüts – stiftet sie doch mehr Chaos und Verwirrung, als wahre Liebe.
Northanger Abbey (1817)
Catherine Morland liest gerne Schauerromane. Als ihr gebildeter Verehrer sie seiner Familie vorstellt, ist diese not amused. Die Aura des alten Landsitzes ›Northanger Abbey‹ beflügelt Catherines Phantasie so sehr, dass sie bald glaubt, einem Familiengeheimnis auf der Spur zu sein.
Überredung (1817)
Acht Jahre ist es her, dass sich Anne Elliot von ihrem Vater überreden liess, den Heiratsantrag Frederick Wentworths zurückzuweisen. Fortan hat Anne freudlos auf dem Herrensitz ihres Vater gelebt, während aus Wentworth ein wohlhabender und weltgewandter Marineoffizier geworden ist.

1871 erschien zudem der Briefroman «Lady Susan», den sie bereits 1794 verfasst hatte. Ihre Jugendwerke wurden erstmals 1988 im Rahmen einer Gesamtausgabe der Oxford University Press veröffentlicht. Von den schätzungsweise 3000 Briefen, die Jane Austen während ihres Lebens geschrieben hatte, blieben leider nur 160 erhalten. Unter anderem hatte ihre Schwester Cassandra vor ihrem Tod den Großteil, der ihr hinterlassenen Briefe, vernichtet. Wohl, um den Ruf ihrer Schwester zu wahren.

Jane Austen Verfilmungen

Fast alle ihre Romane sind mehrfach erfolgreich verfilmt worden. Insbesondere seit den 1990er Jahren erhielt die Popularität von Jane Austen einen neuen Höhepunkt – ausgelöst durch zahlreiche Fernadaptionen ihrer Romane und aufwändig produzierte Kinofilme. Mit Abstand am häufigsten wurde «Stolz und Vorurteil» verfilmt.

Hier eine kleine Auswahl, der wohl bekanntesten Jane Austen Verfilmungen seit den 1990er Jahren.

  • 1995: Stolz und Vorurteil (mit Colin Firth und Jennifer Ehle)
  • 1995: Sinn und Sinnlichkeit (mit Emma Thompson, Kate Winslet, Alan Rickman und Hugh Grant)
  • 1996: Emma (mit Gwyneth Paltrow und Ewan McGregor)
  • 1996: Emma (mit Kate Beckinsale und Marc Strong)
  • 1999: Mansfield Park (mit Frances O’Connor und Jonny Lee Miller)
  • 2005: Stolz und Vorurteil (mit Keira Knightley, Matthew Macfadyn und Judy Dench)

Die Romane von Jane Austen boten auch die Vorlage zu einigen modernen Buch- und Filmadaptionen. So inspirierte der 1995 erschienen BBC-Fernsehfilm «Stolz und Vorurteil» die Autorin Helen Fielding zu ihren Bridget-Jones-Romanen. Interessanterweise spielte Colin Firth sowohl im Fernsehfilm als auch in der Bridget-Jones-Verfilmung den Mr. Darcy. Auch die Autoren Joan Aiken und P.D. James ließen sich von Jane Austens Figuren inspirieren.

Ebenfalls 1995 erschien der Film «Clueless – Was sonst!», der die Handlung von «Emma» in das Beverly Hills des 20. Jahrhunderts versetzt. Der Film machte die Schauspielerinnen Alicia Silverstone und Brittany Murphy zu Stars. Und im Film «Becoming Jane» (Geliebte Jane) von 2007 porträtiert die Schauspielerin Anne Hathaway das Leben von Jane Austen.

Tipp: Auf Netflix findest du nur wenige der genannten Filme. Wenn du diese streamen möchtest, findest du auf Amazon Prime* die größere Auswahl.

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